Brücke zwischen praktischer Ethik und mystischer Kontemplation
Der Stoizismus, begründet von Zenon von Kition, ist eine lebensnahe Philosophie, die auf Harmonie mit der Natur durch Rationalität und Selbstdisziplin abzielt. Seine zentrale Praxis, prosochē (achtsame Aufmerksamkeit), ermutigt dazu, sich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren, um ethisches Verhalten und emotionale Resilienz im Alltag zu fördern.
Im Gegensatz dazu vertieft sich der im 3. Jahrhundert n. Chr. von Plotin entwickelte Neuplatonismus in metaphysische Erkundungen. Er betont die Innenschau und die Reise der Seele zur Einheit mit dem „Einen“, einer unaussprechlichen Quelle allen Seins. Dieser Weg, bekannt als henosis, beinhaltet tiefe Kontemplation und die Transzendenz der materiellen Welt.
Trotz ihrer unterschiedlichen Herangehensweisen teilen beide Philosophien das Streben nach innerer Ruhe, Tugend und den Glauben an eine rationale kosmische Ordnung. Während der Stoizismus Werkzeuge für die Bewältigung alltäglicher Herausforderungen bietet, lädt der Neuplatonismus zu einer tiefgreifenden inneren Reise zur spirituellen Erfüllung ein.